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E73: Wie funktioniert Datensicherheit in der Industrie 4.0? – Pierre Manière (Cybus)

    Fabrik1: Hi, ich bin Smart. Wollen wir reden? Fabrik 2: Gut, aber das muss zwischen uns bleiben!

    Die produzierende Industrie ist seit jeher das Herzstück der deutschen Wirtschaft. Damit das auch künftig so bleibt, muss sie sich für innovative Ideen öffnen: Das Buzzword der Stunde heißt „Industrie 4.0“. Damit ist die Digitalisierung der Industrie gemeint, etwa mit Hilfe von Automatisierungen, Künstlicher Intelligenz, Robotik und dem Internet der Dinge.

    Für all diese Technologien sind Daten die entscheidende Grundlage. Das Hamburger Start-up Cybus kümmert sich um die sinnvolle und sichere Nutzung genau dieser Daten. Mit seiner Connectware lassen sich Daten aus Industriegeräten, Maschinen und Sensoren auslesen und auf einer entwicklerfreundlichen API zur Verfügung stellen. Die Datenhoheit ist Cybus dabei ein essenzielles Anliegen: Ihre Kunden behalten stets die volle Kontrolle darüber, welche Daten an welchen Service-Anbieter weitergegeben werden.

    Im Interview mit Nils spricht Co-Gründer und -Geschäftsführer Pierre Manière über die zunehmende Bedeutung von Datenbeständen, Smart Factorys und Services sowie die Zukunft des Industriestandorts Deutschland.

    Smart Factory und Smart Services

    Im Umfeld der Industrie 4.0 sind laut Manière vor allem zwei Aspekte der Digitalisierung von Bedeutung: die Smart Factory und die Smart Services. Unter Smart Factory versteht man die Idee, dass sich Maschinen und Produktionsanlagen ohne menschliche Eingriffe weitgehend selbst organisieren. Laut Manière fasst der Begriff alle Bemühungen zusammen, mit denen eine Fabrik effizienter und schneller wird, eine höhere Qualität liefert, Fehler vermeidet und der Mensch eine bessere Übersicht darüber hat, was getan wird. Zudem gehe es darum, sich besser zu vernetzen, und zwar sowohl innerhalb des Betriebs als auch nach außen, etwa mit Zulieferern und Kunden.

    Smart Services wiederum sind datenbasierte, digitalisierte Dienstleistungen für produzierende Unternehmen. Hier geht es laut Manière vorrangig darum, die aus der Fabrik kommenden Daten zu nutzen, um der Fabrik weitergehende Services anbieten zu können. Solche Services können beispielsweise Condition Monitoring oder Predictive Maintenance. Beim Condition Monitoring werden laufend Maschinendaten erfasst, um den Zustand zu überprüfen und die Effizienz zu steigern, bei der Predictive Maintenance kann anhand von Daten abgeschätzt werden, wann die nächste Wartung erfolgen sollte.

    Neben Dienstleistungen wie den genannten sei es mit Hilfe von Smart Services außerdem möglich, vollkommen neue Geschäftsmodelle zu entwickeln. Als Beispiel hierfür nennt Manière das Prinzip „Power-by-the-Hour“, bei dem Maschinen nicht verkauft, sondern für eine bestimmte Zeit zur Nutzung überlassen werden.

    Sicherung der Datenhoheit

    Cybus unterstützt Unternehmen dabei, Daten aus ihren Maschinen zu gewinnen, um die Vorteile von Smart Factory und Smart Services für sich nutzen zu können. Im Zentrum steht dabei, dass die Firmen die Kontrolle über ihre Daten behalten. Den Unternehmen soll es möglich sein, selbst entscheiden zu können, was mit ihren Daten passiert und wer diese zu Gesicht bekommt. Das schafft Cybus, indem ihre Software nicht cloudbasiert ist, sondern lokal installiert wird und so sichere Schnittstellen zu anderen Diensten gewährleistet.

    Damit unterscheidet sich der Service von Cybus beispielsweise von Diensten, die im Internet angeboten werden. Hier bezahlt man für die Nutzung unterschiedlicher Services stets mit dem wohl wichtigsten Gut: den eigenen Daten. Diesen Fehler wollen die Gründer von Cybus mit Blick auf die Industrie vermeiden und stattdessen „the best of both worlds“ vereinen.

    Profitieren vom Second Mover Advantage

    So wie die Industrie jetzt vom Second Mover Advantage hinsichtlich der eigenen Datenhoheit profitiert, kann laut Manière auch der deutsche Mittelstand davon profitieren, in Sachen Digitalisierung aktuell nicht immer zu den Pionieren zu gehören.

    Zwar hätten die großen Unternehmen den Vorteil, es sich leisten zu können, neben ihrem Kerngeschäft auch sehr stark in die digitale Zukunft zu investieren. Dafür könnten aber kleinere Firmen von den Großen lernen. Sie müssten weniger selbst ausprobieren und könnten Fehler vermeiden, die vorher von anderen begangen wurden. Zudem könnten KMUs häufig deutlich flexibler agieren und schneller handeln.

    Alles in allem hält Manière die deutsche Industrie für recht gut aufgestellt. Als einzige Kritik merkt er an, dass sich die deutschen Unternehmen manchmal zu stark auf Negativpunkte und Risiken konzentrieren würden und darum teilweise zurückhaltender seien als Firmen aus anderen Kulturen.

    Für das eigene Unternehmen sieht Manière darin aber kein Problem. Zum einen ist er davon überzeugt, dass Cybus überall erfolgreich sein wird, wenn es sich hierzulande durchsetzt (frei nach dem Motto „If you can make it there, you`ll make it anywhere“). Zum anderen agieren viele Kunden von Cybus länderübergreifend, sodass das Unternehmen schon jetzt „international mitgenommen“ werde.

    Links aus dem Interview

    • Pierre Manière bei LinkedIn
    • Pierre Manière bei XING
    • Website von Cybus 
    • International Data Spaces Association
      Gemeinnütziger Verein. Bietet Unternehmen, Forschungseinrichtungen, Verbänden und Initiativen in mehreren Arbeitsgruppen die Möglichkeit, den Industrial Data Space mitzugestalten. Ziel ist das Schaffen eines sicheren Datenraums für die Industrie
    • Open Industry 4.0 Alliance
      Verein für Unternehmen zur Umsetzung von Industrie 4.0. Ziel ist es, eine durchgehende Interoperabilitätsplattform mit existierenden Standards zu schaffen, um die Wertschöpfungsketten der Industrien digital zu vernetzen und so den entscheidenden Unterschied für die Endkunden zu liefern.

    Ein Gedanke zu „E73: Wie funktioniert Datensicherheit in der Industrie 4.0? – Pierre Manière (Cybus)“

    1. Pingback: Cybus im Podcast "Wege der Digitalisierung" | Cybus

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