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Die Entsorgungswirtschaft wird immer digitaler. Im Zentrum stehen dabei vor allem eine höhere Effizienz und ein besserer Kundennutzen. Einer, der sich besonders gut mit der Digitalisierung dieser Branche auskennt, ist Jens Bahnsen. Er ist Projektleiter Digitalisierung bei der Buhck Gruppe. Die Buhck Gruppe ist ein norddeutsches Familienunternehmen, das auf Entsorgungsdienstleistungen spezialisiert ist. Sie besteht aus 31 Einzelunternehmen mit verschiedenen Schwerpunkten.
Im Gespräch mit Nils erklärt Bahnsen, welche Chancen die Digitalisierung für den Bereich der Umweltdienstleistungen bietet, wo die großen Herausforderungen der Branche liegen und warum es wichtig ist, das Konkurrenzdenken abzulegen und auf Zusammenarbeit und Austausch zu setzen – gerade auch mit Wettbewerbern.
Digitalisierung nach innen und außen
Für Bahnsen gibt es zwei Arten der Digitalisierung von Unternehmen: die Digitalisierung nach innen und die Digitalisierung nach außen. Bei der Digitalisierung nach außen geht es um die Frage, welche digitalen Dienstleistungen man seinen Kunden bieten möchte und welche Services man braucht, um künftig am Markt bestehen zu können. Es geht darum, das Kundenerlebnis zu optimieren und sowohl die Bestandskunden zufriedenzustellen als auch neue Kunden zu akquirieren.
Bei der Digitalisierung nach innen hingegen geht es vor allem um die Optimierung interner Prozesse. Es geht darum, Abläufe effizienter zu gestalten und den Mitarbeitern dadurch mehr Kapazitäten zur Verfügung zu stellen, die sie dann anderweitig nutzen können. Als klassisches Beispiel nennt Bahnsen einfache Kundenanfragen oder Bestellungen. Früher wurden diese per Telefon oder Fax angenommen. Heute können sie weitgehend automatisch bearbeitet werden, sodass nur noch am Ende eine manuelle Prüfung stattfinden muss.
Neue Geschäftsmodelle als Königsdisziplin
Neben den beiden genannten Bereichen kommt bei der digitalen Transformation noch ein weiterer entscheidender Aspekt ins Spiel: die Entwicklung neuer, digitaler Geschäftsmodelle. Laut Bahnsen sei das die „Königsdisziplin“. Vorrangiges Ziel sei dabei, neue Plattformen und digitale Modelle zu entwickeln, um neue Zielgruppen anzusprechen und neue Geschäfte zu generieren. Das sei auch perspektivisch wichtig. Schließlich sei es gut möglich, dass herkömmliche Geschäftsmodelle in Zukunft nicht mehr funktionieren werden.
Eine der größten Herausforderungen bei der Umsetzung aller drei Aspekte der Digitalisierung ist laut Bahnsen, eine passende Strategie für jedes einzelne Unternehmen innerhalb der Unternehmensgruppe zu finden. Denn Buhck besteht nicht nur aus 31 Firmen. Das Unternehmen ist auch in drei ganz unterschiedlichen Bereichen der Umweltdienstleistung unterwegs. Neben Container-Diensten sind das die Rohr- und Kanalreinigung sowie Beratungsleistungen, die sich mit Arbeitsschutz, Brandschutz oder Genehmigungsverfahren befassen.
Während beispielsweise die Firmen, die auf die Unternehmensberatung spezialisiert sind, bereits einen recht hohen Digitalisierungsgrad aufweisen, haben die Firmen mit Fokus auf Rohr- und Kanalreinigung noch einen vergleichsweise hohen Nachholbedarf. Zudem hätten alle Unternehmen der Buhck Gruppe ganz eigene Anforderungen und Bedürfnisse. Aus diesem Grund kann man, so Bahnsen, die einzelnen Firmen mit Blick auf die Digitalisierung nicht über einen Kamm scheren. Man muss individuell prüfen, wo was gebraucht wird.
Die Ängste der Mitarbeiter
Eine weitere Herausforderung bei der Unternehmensdigitalisierung ist es, den Sorgen der Mitarbeiter auf angemessene Weise zu begegnen und ihnen ihre Ängste zu nehmen. Eine weitverbreitete Angst sei beispielsweise, dass man seinen Arbeitsplatz aufgrund der Digitalisierung verlieren könnte. Diese Sorge ist laut Bahnsen aber völlig unbegründet. „Tatsächlich sehen wir darin eine Chance, den Mitarbeitern einfach Freiräume für neue Dinge zu geben“, erklärt der Experte. Im Gegenteil sei es sogar notwendig, den Arbeitsaufwand zu verringern. Denn aufgrund des Fachkräftemangels sei die viel größere Gefahr, nicht genügend Leute zu haben, um das Auftragsvolumen bewältigen zu können.
Auch die Sorge, dass man kaum noch mit den Kunden Kontakt habe, ist Bahnsen zufolge unbegründet. Einige Abläufe sind inzwischen zwar automatisiert und laufen komplett digital ab. Aber genau dadurch hätten die Mitarbeiter nun mehr Zeit, sich wirklich um den Kunden zu kümmern und ihn persönlich zu betreuen.
Eine weitere große Sorge vieler Mitarbeiter betreffe das Thema Überwachung. Schließlich schafft die Digitalisierung sehr viel Transparenz. Doch auch hier beschwichtigt Bahnsen: „Wir wollen unsere Mitarbeiter nicht überwachen.“ Deshalb gebe es auch eigene Datenschützer im Haus, die streng darauf achten würden, dass alle EU-Richtlinien eingehalten werden.
Zusammenarbeit als Notwendigkeit
Auf die Frage hin, wie Ideen für die digitale Weiterentwicklung der Buhck-Unternehmensgruppe entstehen und wie diese dann umgesetzt werden, nennt Bahnsen ein Stichwort ganz besonders häufig: die Zusammenarbeit. Zum einen gibt es interne Teams und Arbeitskreise, die sich regelmäßig zusammensetzen und neue Ideen besprechen und prüfen. Zum anderen setzt das Unternehmen verstärkt auf die Kooperation mit den eigenen Kunden. Schließlich würden diese am besten wissen, was sie brauchen und womit ihnen wirklich geholfen ist. Bei der Entwicklung eines neuen Online-Kundenportals beispielsweise werden die Kunden aktiv mit einbezogen, damit sie am Ende den größtmöglichen Mehrwert bekommen können.
Darüber hinaus wird im Rahmen der Digitalisierung aber auch die branchenweite Zusammenarbeit immer wichtiger, ist Bahnsen überzeugt. Gerade mittelständische Versorgungsunternehmen sollten aufhören, sich abzuschotten und ihr „eigenes Ding“ zu machen. Es sei erforderlich sich zu öffnen und gemeinsam Innovationen voranzutreiben. Momentan gehe es der Branche zwar ausgesprochen gut. Doch künftig könnte nicht ausgeschlossen werden, dass insbesondere internationale Wettbewerber aus China und den USA mit einem riesigen Budget auf den Markt strömen. Um dem entgegenzuwirken, sei die engere Zusammenarbeit unabdingbar. Zum Glück würden das zunehmend mehr Marktteilnehmer erkennen und auch sehen, dass diese Art der Kooperation nicht nur notwendig ist, sondern auch sehr, sehr viel Spaß machen kann.
Viel Spaß beim Zuhören!
Links aus dem Interview:
- Buhck Gruppe – Ihr Umweltdienstleister in Norddeutschland
Containerdienst, Abfallentsorgung, Baustoffe aus dem Recycling und der Natur, Rohr- und Kanalservice, Beratung Umwelt, Betriebs- und Produktsicherheit. - Disrupt Yourself – Der Podcast mit Christoph Keese
Wie unser digitaler Wandel gelingt – persönlich und im Unternehmen. - Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Hamburg
Das Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Hamburg ist Partner bei allen Fragen zum wirtschaftlichen Einsatz von Digitalisierungs- sowie Industrie 4.0-Technologien insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) - Mittelstand Digital
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