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Wie kann man als Milchbauer dafür sorgen, dass die Kühe weniger krank werden, nicht so viele Antibiotika bekommen und sie ihre Kälber in einer möglichst stressfreien Umgebung zur Welt bringen können – und das mit vergleichsweise einfachen technologischen Mitteln?
Der Milchbauer Philipp Ellerbrock weiß, wie das geht. Er hat seinen Kuhstall digitalisiert und nun reicht ein Blick auf sein Smartphone, um zu wissen, wie es seinen Kühen geht.
In der 64. Episode von „Wege der Digitalisierung“ berichtet Nils von dem spannenden Gespräch, das er mit Ellerbrock geführt hat und erklärt, warum sich die Digitalisierung des Kuhstalls nicht nur für die Tiere lohnt, sondern sich auch wirtschaftlich rentiert.
Die trächtige Kuh im Internet der Dinge
Die „vernetzte“ Kuh besteht bei Ellerbrock aus drei Komponenten. Diese kommen vor allem dann zum Einsatz, wenn eine Kuh trächtig ist und bald gebären wird.
Die erste Komponente ist eine Webcam, die im Stall untergebracht ist. Mit ihrer Hilfe kann Ellerbrock den Geburtsvorgang überwachen, ohne direkt im Stall anwesend zu sein. Ein Vorteil: Denn im Idealfall bringt die Kuh ihr Kalb in einer ruhigen Umgebung ohne fremde Störung zur Welt. Erst wenn sie doch Hilfe benötigt, schreitet Ellerbrock ein – und zwar sofort, wenn er über das Video sieht, dass etwas nicht nach Plan verläuft.
Das zweite technische Hilfsmittel, ist der sogenannte Abkalbemelder „Moocall“: Rund 24 Stunden vor der Geburt wird ein Sensor am Schwanz der trächtigen Kuh angebracht, der fortan die Schwanzbewegungen misst. Setzen die Wehen ein, verändern sich die Schwanzbewegungen und Ellerbrock bekommt eine entsprechende Benachrichtigung über sein Smartphone. Er weiß also, ab wann er die Aufnahmen der Webcam aus dem Stall genau verfolgen und sich auf die Geburt vorbereiten sollte.
Die dritte Komponente, die im Rahmen der Kalbung eine wichtige Rolle spielt, ist ein sogenannter Vital-Tracker. Dabei handelt es sich um einen Sensor, den die Kuh wie eine Pille schluckt und der sich dann im Pansen des Tieres festsetzt. Von dort aus überträgt der Tracker fortlaufend und lebenslang Bewegungs- und Temperaturdaten des Tieres.
Bei trächtigen Kühen, die die Kalbung erwarten, ist eine solche kontinuierliche Messung sinnvoll, weil in den letzten 24 Stunden vor der Geburt die Temperatur des Tieres ansteigt. So weiß Ellerbrock, wann es Zeit ist, Moocall einzusetzen.
Weniger Antibiotika, mehr Umsatz
Aber nicht nur wenn es darum geht, die Geburt der Kälber zu erleichtern, kommen vernetzte Technologien im Kuhstall Einsatz. Mit dem Vital-Tracker lässt sich auch überprüfen, wie viel die Tiere trinken und ob sie eventuell eine Krankheit ausbrüten. Gerade im Sommer, wenn Ellerbrock nur wenig Zeit im Stall verbringt, ist das eine große Hilfe. Denn so kann er frühzeitig eingreifen, wenn es einer Kuh nicht gut geht und im besten Fall verhindern, dass die Kuh ernsthaft erkrankt.
Auch die Antibiotikagabe kann auf diese Weise stark reduziert werden. Das dient nicht nur dem Tierwohl, sondern spart auch Geld. Denn bekommt eine Kuh Antibiotika, kann die Milch des Tieres nicht in den Verkauf gehen. Und zwar nicht nur in der Zeit, in der die Antibiotika verabreicht werden, sondern auch noch zehn Tage darüber hinaus. Insgesamt bedeutet das einen Verlust der Milchproduktion von rund 15 Tagen.
Große Wirkung mit einfacher Technologie
Was Nils am meisten an der Technologie im Kuhstall von Ellerbrock beeindruckt, ist die Tatsache, dass es sich um eine vergleichsweise einfache Technik handelt, die aber einen enormen Mehrwert bietet: „Es ist großartig zu sehen, dass man heute dafür sorgen kann, dass Kühe gar nicht erst richtig krank werden. Dass man die Gabe von Antibiotika verhindern kann. Dass man für die Kühe eine stressfreie Umgebung schaffen kann, wenn sie ihre Kälber zur Welt bringen. Und dass man dafür insgesamt gar nicht so eine komplizierte Technik benötigt.“
Viel Spaß beim Zuhören!