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Um den 3D-Druck ist vor einigen Jahren ein regelrechter Hype ausgebrochen. In Tageszeitungen, Online-Magazinen und Fernsehsendungen haben sich die Nachrichten und Erfahrungsberichten nur so überschlagen. Entsprechend haben wohl die meisten Menschen eine grobe Vorstellung davon, was 3D-Druck ist. Wenn es aber um die konkreten Anwendungsmöglichkeiten geht – und vor allem um den großen Nutzen der Technologie – fehlt das Wissen in der Allgemeinheit oft.
Mit der aktuellen Folge von „Wege der Digitalisierung“ wollen wir das ändern: Im Interview mit Nils erklärt Mirco Schulz, Geschäftsführer des Buxtehuder Familienunternehmens ProTec, in welchen Bereichen 3D-Druck heute Anwendung findet, warum die Technologie in Zukunft immer wichtiger sein wird und wie Firmen und Privatleute mit 3D-Druck erhebliche Kosten sparen können.
Vielfältig und flexibel einsetzbar
Die ProTec GmbH, 1984 als Dienstleister für NC-Programmierung gegründet, ist mittlerweile auf 3D-Druck und 3D-Scan von Bauteilen fast aller Arten spezialisiert. Diese Technologien sind nicht nur für das Anfertige neuer Bauteile sinnvoll, sondern auch dann hilfreich, wenn es darum geht, alte und nicht mehr verfügbare Bauteile herzustellen, von denen keine Modelle und Zeichnungen vorhanden sind.
Gefertigt wird so ein Bauteil, in dem es über einen 3D-Scanner optisch eingescannt wird, sodass ein Polygonmodell entsteht. Aus diesem kann im nächsten Schritt durch Reverse Engineering ein Konstruktionsmodell erschaffen werden. Und darüber schließlich können neue Bauteile gefertigt werden – sowohl über 3D-Druck als auch über andere, herkömmliche Herstellungsmethoden. Neben verschiedenen Kunststoffen kann mit entsprechenden 3D-Druckern inzwischen auch mit anderen Materialien wie Silikonen und Acrylen, aber auch mit Metallen wie Aluminium, Stahl und Titan produziert werden.
Das Besondere am 3D-Druck: Er ist nicht nur schnell und materialeffizient; durch die bionische Konstruktion können auch stabilere Strukturen hergestellt werden, als es durch andere Verfahren möglich ist. Zudem sind die Anwendungsbereiche äußerst vielfältig: Neben der Herstellung von Bauteilen ist die Technologie beispielsweise ideal für das Erstellen von Prototypen geeignet. Zudem lassen sich mit 3D-Druck erhebliche Kosten sparen.
Platz- und Gewichteinsparungen durch den 3D-Druck
Das veranschaulicht Schulz an dem Beispiel des Hydraulikverteilers im Auto: „Das ist ein großer Block aus Metall, der eigentlich nur ein paar Bohrungen hat, um Kreisläufe zu verbinden“, so Schulz. Durch den 3D-Druck hätte man nun die Möglichkeit, diese Leitungen gezielt zu drucken und miteinander zu verbinden. Der Hydraulikblock könnte wegfallen und das Gesamtgewicht des Wagens würde sich erheblich verringern. Die Folge: Es könnte deutlich an Energie und Kraftstoff gespart werden, was die Kosten beachtlich senken würde. Bei Elektro-Autos wiederum stünde durch die Materialeinsparung wesentlich mehr Raum für eine größere Batterie zur Verfügung.
3D-Druck: Auch bei Privatkunden beliebt
Neben Firmenkunden betreut ProTec auch Privatkunden. Die Aufträge sind hier besonders vielfältig. So kommen beispielsweise immer wieder Kunden zu ProTec, die ein Ersatzteil für eine ältere Küche benötigen. Der Vorteil: Anstatt eine ganze Einheit oder die komplette Küchenzeile herausreißen und ersetzen zu müssen, reicht es hier oft, ein altes Ersatzteil wiederherzustellen. Statt mehrere Tausend Euro auszugeben, müssen die Kunden dadurch oft nur wenige Hundert Euro bezahlen.
Auch im Oldtimer-Bereich gibt es immer wieder Anfragen für Ersatzteile. Zudem steigt die Zahl der Kunden, die selbsterdachte Konstrukte fertigen lassen möchten. Insbesondere bei Campern sei der 3D-Druck ein gefragtes Verfahren, um beispielsweise spezielle Halterungen zu realisieren, so Schulz. Grundsätzlich sei heute schon viel mehr mit der Technologie möglich, als den meisten bewusst sei. Das zu vermitteln und den Leuten zu zeigen, wie viel Potenzial der 3D-Druck habe, sei deshalb eine der großen Aufgaben für die Zukunft.
Viel Spaß beim Zuhören!