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"Die Entwicklungen der künstlichen Intelligenz und der Robotik werden unseren Arbeitsmarkt in den nächsten 20 Jahren massiv umkrempeln."

E007: Was bringt die Digitalisierung in den nächsten 20 Jahren? – Hamburg@Work 20th Anniversary Summit

Das Netzwerk Hamburg@Work ist 20 Jahre alt geworden! Zu diesem Anlass fand am 7.9. der 20th Anniversary Summit statt. Die Frage hinter dem Summit: Was wird uns die Digitalisierung in den nächsten 20 Jahren bringen?

Hamburg@Work ist vor 20 Jahren mit dem Thema Digitalisierung, konkret im Bereich der Medienwirtschaft gestartet. Heute bietet der Verein eine Plattform, um die Digitalisierung aller Cluster und aller Branchen in und über Hamburg hinaus zu vernetzen. Da ist viel Wissen und viel Erfahrung gewachsen und entstanden. Der Blick zwanzig Jahre zurück und zwanzig Jahre voraus basiert daher auf ganz konkret belastbaren Erfahrungswerten.

In dieser Episode berichte ich über meinen Besuch auf dem Summit und über die Dinge, die ich dort gelernt habe. Wo waren wir mit der Digitalisierung vor 20 Jahren? Was ist seitdem passiert? Welche Technologien haben sich entwickelt, was haben wir als Gesellschaft daraus gemacht? Und was sehen wir heute auf uns zukommen, was uns in den kommenden Jahren beschäftigen wird? Genau um diese Fragen ging es auf dem 20th Anniversary Summit und darum geht es auch in dieser Episode des Podcasts.

Ich habe bei der Veranstaltung sehr viel gelernt und hatte einige durchaus erhellende Momente. Ich hoffe, dass ich Euch hier etwas dieser Erfahrung weitergeben kann

Transkript:

Wege der Digitalisierung – Wir finden heraus, was die Digitalisierung konkret bedeutet. Und heute schauen wir auf die kommenden 20 Jahre. Was ist Digitalisierung und wo wird sie uns noch hinführen? Unsere heutige Folge ist ausnahmsweise kein Interview, heute berichte ich über meinen Besuch auf dem 20th Anniversary Summit von Hamburg@work, der im Rahmen der Solutions Hamburg Konferenz am 7. September am Kampnagel in Hamburg stattgefunden hat.

Hamburg@Work ist vor 20 Jahren mit dem Thema Digitalisierung gestartet und blickt auf dem Summit in die Zukunft. Was bringt uns die Digitalisierung in den kommenden 20 Jahren? Dazu haben eine ganze Reihe interessanter Speaker aus ganz unterschiedlichen Bereichen ihre Einblicke geteilt.

Los ging es mit einem sehr positiven Blick voraus von Nils Müller, Gründer und Geschäftsführer der Trendone GmbH. Da sich Trendone mit der Identifikation von Trends und Technologien in schnellebigen Branchen beschäftigt, basieren seine Prognosen auf einem großen Schatz an Erfahrungswerten. Der Vortrag begann zunächst mit einem Blick 20 Jahre zurück. Als Einordnung, um zu verstehen wo wir heute stehen, war das sehr spannend.

Rückblick in die letzten 20 Jahre

Vor 20 Jahren ging man, wenn überhaupt, per AOL online. Für die meisten Privatanwender war AOL das Internet. Für mich fällt das ungefähr zusammen mit dem Ende meiner Schulzeit und ich weiß noch, dass es in jeder Zeitschrift und an jeder Ecke AOL -CDs geschenkt gab.

In den darauffolgenden Jahren ging es langsam in Richtung Web 2.0 und User Generated Content wurde populär. Wikipedia ist in der Zeit entstanden, die ersten Blogs kamen auf und es war die Zeit von Napster. Ich kann mich noch erinnern, dass ich damals ein eigenes Content Management System geschrieben habe, nur weil ich es konnte und weil Angebote für Webhosting mit dynamischen Webseiten bezahlbar wurden. Am Ende wusste ich aber nicht, worüber ich schreiben sollte und das Projekt ist in der Versenkung verschwunden. Ein paar andere Leute hatten mehr Plan und deren Produkte sind geblieben.

So ab 2004 sind Online Rollenspielsysteme richtig groß geworden, bis dahin waren die Vorläufer noch vergleichsweise teuer zu nutzen. Virtuelle Welten wie Second Life kamen und gingen und erste soziale Netzwerke wie StudiVZ sind groß geworden. Letztlich sind auch die heute großen Netze damals entstanden. Facebook (2004), LinkedIn (2002) oder XING (2003) sind alle in dem Zeitraum gegründet worden.

Das Outernet

In seiner Präsentation nennt Nils Müller diese Zeit das Web 3.0. Heute, 2017, befinden wir uns in seiner Zeitrechnung im Outernet. Mit Outernet beschreibt er die heutigen Schlagworte wie das Internet of Things, Wearable Devices, Augmented und Virtual Reality, Industrie 4.0 und Blockchain Technologien. Zu genau diesen Technologien hat er heute verfügbare Produkte mitgebracht. Wir alle haben schon irgendwie Kontakt mit solchen Produkten gehabt oder sie zumindest auf Messen oder bei Freunden gesehen. Das sind zum Beispiel die VR-Brillen oder Alexa und Co.

Was ich an dieser Darstellung erhellend fand, ist die Tatsache, dass diese Produkte gerade genauso am Anfang stehen, wie es das heutige Web mit seinen Anwendungen, Blogs und Netzwerken vor 10-15 Jahren war. Die erste Version von WordPress hatte nicht die Benutzerfreundlichkeit von heute und die ersten Versionen von Facebook hatten noch eine relativ eingeschränkte Zielgruppe. Und so wie sich 2004 die meisten Leute nicht vorstellen konnten, dass soziale Netzwerke mal Teil unserer Kultur werden würden, können sich das dieselben Leute heute mit dem Internet der Dinge auch nicht so richtig vorstellen.

Der Blick in die Zukunft

Ein paar konkrete Ideen, wie das Leben mit der Cloud der Dinge in den nächsten 10 Jahren aussehen könnten, sind etwa diese: Mit Virtual-Reality-Brillen kann ich Mitarbeiter schon für die Wartung und Produkten und Maschinen schulen, auch wenn es diese Produkte oder Maschinen noch gar nicht gibt. Und mit Augmented-Reality-Brillen gehe ich als Servicemitarbeiter durch eine Anlage und sehe an den relevanten Stellen alle Daten und Statusinformationen zu den einzelnen Anlagenteilen eingeblendet. Die Produkte, die ich heute gesehen habe sind schon deutlich besser als ich mir das vorgestellt hatte, in 10 Jahren wird das garantiert das Leben vieler Menschen erleichtern und verändern.

Ähnlich wird es sich beispielsweise in den Bereichen Mobilität oder Shopping entwickeln. Mit autonomen Fahrzeugen wird nicht nur mein Weg zur Arbeit ein anderer werden, auch die Logistik wird sich wandeln. Das Bild, das gezeigt wurde, bedeutet eine dezentralere Logistik, in der Pakete mit Drohnen geliefert werden und ich mir den selbstfahrenden Kiosk zu mir nach Hause bestellen kann. Eine Vorstufe davon hat Amazon schon mit einem Amazon Go Shop in den USA angefangen. In den Laden gehe ich hinein, packe die Dinge ein, die ich kaufen will und gehe einfach wieder hinaus. Der Laden erkennt mich und verbindet mich mit meinem Amazon-Account und alle Produkte sind irgendwie identifizierbar. Ob das am Ende RFID oder eine schlaue Bilderkennung ist, wird sich zeigen, auf jeden Fall entfällt der Bezahlvorgang, wie wir ihn heute kennen, völlig. Das Payment wird einfach über meinen Amazon-Account abgewickelt.

Web of Thoughts und Sprachsteuerung

Im Anschluss an das Outer Web entsteht das Web of Thoughts, das Netz der Gedanken. Auf der Zeitachse im Vortrag befinden wir uns jetzt schon einige Jahre in der Zukunft. Es gibt zum Beispiel schon heute eine Drohne, die sich durch Gehirnwellen steuern lässt. Sehr rudimentär zwar, trotzdem beeindruckend und ein wenig beängstigend.

Weiter im Alltag angekommen sind schon die Geräte wie Alexa, Echo oder Siri. Diese hören uns im Alltag zu und werden per Sprache gesteuert. Dass das gerade noch Risiken mit sich bringt und auch noch ganz am Anfang der Entwicklung steht, hat die letzte Southpark Folge gezeigt. Cartman aktiviert mit den entsprechenden Ansagen die ganzen Lauscher in den Wohnzimmern der Zuschauer und packt einige Southpark-typisch unanständige Artikel in die Einkaufswägen der Menschen. Auch hier stehen wir technologisch an dem Punkt, wo wir mit unserem heutigen Internet vor 10-15 Jahren standen. Gerade was Sicherheit und Datenschutz angeht, ist hier noch viel zu tun, aber diese Probleme hatten wir vor 15 Jahren mit dem Web auch zu lösen. Wenn ich mir vorstelle, dass jemand die elektronische Puppe meiner Tochter hacken kann, die dann per Sprachsteuerung mein Smart Home aktiviert und dadurch das Garagentor öffnet, dann bieten sich hier Sicherheitslücken, auf die man erstmal kommen muss.

Ich konnte mir bisher nicht vorstellen, warum ich mir ein Gerät von Google oder Amazon in mein Wohnzimmer stellen soll, nur um noch schneller noch mehr Zeug zu kaufen. In dem Vortrag habe ich aber ein paar spannende und plausible Ansätze gesehen, die sinnvoller erscheinen als das bisherige Shopping.

Ein Prototyp des Emospark kann anhand von Gesicht und Tonfall meine Stimmung erkennen und versucht gegebenenfalls, mich aufzumuntern. Zum Beispiel, indem es die Beleuchtung verändert oder Musik anmacht, die mich normalerweise aufmuntert. Ich habe natürlich immer gleich erstmal die Horrorszenarien im Sinn, was den Datenschutz angeht. Aber angenommen, die Technologie ist zuverlässig und vertrauenswürdig, dann kann ich mir da einige spannende Anwendungen in der Medizin vorstellen, zum Beispiel in der Betreuung depressiver oder alleinlebender, älterer Menschen.

Ein Wearable Device, das mich beeindruckt hat, und ebenfalls die Spracherkennung einen Schritt weiter nutzt, ist der Logbar Ili. Das Gerät ist beinahe schon der Universalübersetzer, den man aus Star Trek kennt. Ich spreche einen Satz in das Gerät und das Gerät kann diesen Satz in über 30 Sprachen übersetzen und aussprechen. Damit kann ich auf einmal mit Menschen überall auf der Welt kommunizieren. Noch ist das etwas holperig, weil jeder Satz einzeln übersetzt werden muss, aber noch ein paar Jahre weiter gedacht wird das schon echt Science Fiction.

Bio Web

Der letzte Schritt von hier aus gesehen ist das Bio Web. Die künstlichen Intelligenzen bis heute waren alle sehr spezialisierte KIs, die ganz eng umrissene und konkrete Probleme lösen können. Diese KIs sind technisch heute schon sehr gut, meistens fehlen einfach nur noch die passenden Daten in der richtigen Qualität, um da die letzten kleinen Probleme zu lösen. Damit Alpha Go die besten menschlichen Go Spieler schlagen kann, ist noch ungeheure Rechenpower notwendig.

Das Bio Web verschmilzt am Ende aber die Grenze zwischen Mensch und Maschine. Einerseits können das Implantate oder Exoskelette sein, andererseits können das auch humanoide Roboter oder Cyborgs sein. Hier gibt es schon ein paar interessante Prototypen wie zum Beispiel einen humanoiden Roboter mit einer eigenen Persönlichkeit, der am Empfang der Nangyang Universität in Singapur arbeitet. Dieser Roboter kann alle typischen Aufgaben erledigen, die am Empfang eines Büros anfallen, spricht aber 30 Sprachen und verfügt über das gesamte Wissen der Universität. Und er erkennt mich wieder und weiß ob ich beim letzten Mal freundlich oder unfreundlich war. Und da Speicherplatz heute nicht mehr die Welt kostet, wird er das vermutlich länger wissen als ich.

Hier sind die meisten aktuellen Prototypen aber tatsächlich noch 15-20 Jahre von der Vision entfernt, die wir mit Robotern oder Androiden dieser Art, wie beispielsweise Data aus Star Trek, verbinden. In jedem Fall wird die Entwicklung der künstlichen Intelligenz und der Robotik unseren Arbeitsmarkt in den nächsten 20 Jahren massiv umkrempeln. Eine Studie, die in der Welt erschienen ist, kommt auf eine Zahl von 18 Millionen Arbeitsplätzen, die betroffen sein werden. Bei einer Gesamtzahl von 30 Millionen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten Menschen in Deutschland ist das knapp über der Hälfte der Arbeitsplätze, die entweder wegfallen oder sich massiv verändern werden.

Fazit und eigene Gedanken

Der Ausblick, den ich hier gezeigt bekommen habe, ist größtenteils sehr positiv. Die Technologie hat sich in den letzten 20 Jahren massiv entwickelt und diese Entwicklung wird sich weiter beschleunigen. Das wird dazu führen, dass unser Leben immer einfacher und angenehmer wird. Was das für uns als Menschen und als Gesellschaft bedeutet, ist in dem Vortrag etwas offengeblieben. Die Implikationen haben wir aber ja in einigen der vergangenen Interviews schon gehört.

Ich habe einige sehr spannende Details über die Dinge gelernt, die es heute schon gibt und ich habe eine sehr gute Zusammenfassung dessen bekommen, was vermutlich in den kommenden Jahren auf uns zukommen wird. Vor allem aber hat mich genau diese Zeitreise 20 Jahre zurück und 20 Jahre nach vorn aufgerüttelt.

Ich mag mir vielleicht die klobigen VR-Brillen auf der einen oder anderen Messe anschauen und mich fragen, wer zur Hölle so eine benutzerunfreundliche und unausgereifte Technologie kaufen will. Klar hat sich gegenüber den 3D-Shutterbrillen von 2001 viel getan, trotzdem ist da noch viel Potential nach oben. Wenn ich mir aber das Facebook von 2004 und das von heute anschaue oder die ersten und die heutigen Blogs, dann kann ich mir auf einmal gut vorstellen, wie sich diese klobigen Teile in den nächsten Jahren in viele Bereiche unseres Lebens einmischen werden.

Das war mein Rückblick auf den 20th Anniversary Summit, in der nächsten Folge gibt es dann wieder ein Interview mit den Leuten, die die Digitalisierung heute vorantreiben. Bis bald!

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